Freitag, 18. März 2011

Kühe, Schafe und Weihnachten im Sommer :O)

Hallo und Kia Ora alle Zusammen,
nun war es endlich so weit, ich kam wieder zurück nach Kurow, denn auch wenn das Umherreisen wie immer super toll war, so waren mir die Menschen und Tiere auf der Kuhfarm sehr ans Herz gewachsen. Sie warteten auf mich und wir freuten uns über das Wiedersehen. Diesmal brachte ich ja auch Rena mit. Auch sie wurde recht herzlich mit in die Familie aufgenommen und so hatten wir beide viel Spaß beim Melken der Kühe, Füttern der Kälbchen und sogar die unliebsamen Dinge, wie Unkraut jäten, sprühen und sauber machen gingen zu zweit viel leichter von der Hand.
Naja wirklich zu zweit waren wir selten, denn uns begleiteten fast immer die beiden Hunde Queek und Oskar...dabei hatte sich nichts geändert :O) Ein wirklich unglaubliches Gespann - Oskar, der kleine, weiße Westlandterrier und Queek diese riesige, schwarze Neufundländer. Am liebsten hätte ich auch noch meine Freund Harry, den weißen Kakadu, mitgenommen, aber dass war Rena dann doch zu viel. :o) Abends aßen wir gemeinsam mit unserer Kiwifamilie Abendbrot und genossen das Zusammenleben. Da viele Farmer untereinander befreundet sind und sich immer mal gegenseitig helfen, hatten wir die Gelegenheit auch auf einer Schaffarm einen Einblick zu bekommen. Wir wurden sozusagen „ausgeliehen“ und so machten wir uns noch einmal auf nach Omarama.
Schafe werden hier in Neuseeland das ganze Jahr auf riesigen Weide überwiegend sich selbst überlassen. Lediglich zum Ernten der Wolle und zum Kupieren und Kastrieren der frisch geborenen Lämmer müssen sie zusammengetrieben werden. Bei Letzterem sollten wir nun mithelfen.
Es war uns schon etwas Angst und Bange, als uns unser Ziehpapa erzählte was wir dort für Aufgaben bekommen würden. Ohne Vorurteile, aber einem unwohlem Gefühl im Bauch ging es los...ich redete mir und auch Rena die ganze Zeit ein, das es einmalige Erfahrungen für uns sind und es schon für irgendwas gut sein wird. ;O) Am nächsten Morgen ging es noch vor Sonnenaufgang los. Wir fuhren mit dem Schäfer, seinem Sohn und noch 3 weiteren Helfern auf die Weide. Was würde uns erwarten? Hatte Tony wirklich Recht? Erst einmal sollten die Schafe zusammengetrieben werden. Gar nicht so leicht bei diesen riesigen Weideflächen und sooooooo vielen Schafen.
Aber Gott sei dank mussten nicht wir hinter ihnen her rennen - (sondern) ein paar ausgebildete Hunde erledigten diesen Job...puuuh schon mal Glück gehabt ;O) Es war ein riesiges Geblöke als endlich alle Schafe zusammen im Gatter waren und die kleinen Lämmer waren so niedlich. Manche waren ein paar Wochen alt, andere gerade ein paar Tage. Total süß ;O) Es waren übrigens die wertvollen Merinoschafe, die auf den Bergen des Lindis Pass zu Hause waren und ihre Wolle ist wirklich super weich und flauschig. Es stand schon alles bereit - zuerst wurden die Kleinen von ihren Mamas getrennt- wie gemein! Da war das Geblöke natürlich noch viel größer und dann ging es auch für uns los- wir wurden eingewiesen.
Ich sollte den Lämmern, nachdem sie auf eine Art fiese Streckbank gehoben wurden, eine Injektion mit einer Riesenspritze geben :O( , während Tim, der Schäfer, ihnen rechts und links mit einer Lochzange Ohrmarken ausstanzte - AUA Dann wurde das Schäfchen auf einem Förderband ein Stück nach unten gezogen, wo Rena ihnen Medizin füttern sollte .Währenddessen wurde aber auch noch das kleine, süße Schwänzchen mit einer heißen Zange abgeschnitten. Den kleinen Böckchen wurden noch die Hoden mit einem Gummi abgebunden und nachdem blaues Desinfektionsmittel auf die Wunde gesprüht wurde, durften die armen Lämmer endlich wieder in die Freiheit und ihre Mamas suchen. Echt grausam! Die meisten von ihnen verkrafteten das furchtbare Prozedere ganz gut und sprangen mit wilden Bocksprüngen zurück auf die Weide.
Es war wirklich nicht die schönste Arbeit, aber ich glaube wir hielten uns ganz tapfer und trösteten uns mit dem Gedanken, dass wir den kleinen Schäfchen mit unserem Teil der Arbeit ja helfen würden. Nach über 2 Stunden war die ganze Herde fertig - knapp 300 Lämmchen hatte ich eine Injektion gegeben.
Bevor wir alles zusammenpackten und zur nächsten Weide fuhren, gab es erst einmal ein 2. Frühstücke, dass uns Geva, die sehr liebe Schäfersfrau, direkt auf die Weide brachte. Ein Wunder das wir überhaupt noch Essen sehen konnten. Doch die frisch gebackene Muffins, Schinken und Salat lockten sehr ;O) – es fehlte uns wirklich an nichts und auch zum Frühstücke, Mittag und Abendessen wurden wir mit den besten Leckereien verwöhnt - Yummi ;O)
Nachdem wir noch eine 2. Herde geschafft hatten, waren wir 14 Uhr mit Arbeiten für den ersten Tag fertig.
Ein kühles Bier in netter Runde mit den anderen Arbeitern, erfrischte uns nach diesem doch recht heißen und anstrengendem Tag. Greg und die beiden 15 und 17jahrigen Brüder Benni und Dominik waren uns sympathisch und erzählten eine ganze Menge über Neuseelands schönste Ecken.
 Als Greg vorschlug abends bei Sonnenuntergang am Fluss entlang zufahren, waren wir natürlich mit von der Partie. Die Berge am Lindis Pass sind sehr kahl mit nur wenigen Büschen und dürrem Gras bewachsen, irgendwie erinnert es an eine Mondlandschaft, aber durch die Abendstimmung hatte diese Berglandschaft etwas Zauberhaftes. Immer wieder sahen wir viele Kaninchen, die hier in Neuseeland eine echte Plage sind, am Weg entlang hoppeln.
Greg fuhr bis zu einer Wanderhütte und verriet uns ein paar schöne Wanderwege. Auf dem Rückweg stoppte er mit einem Mal, er hatte ein besonders großes Kaninchen gesichtet, dass in Schussweite war.
Wie viele, hatte auch er ein Gewehr bei sich, welches er Benni reichte. Der15 jährige schoss gleich vom Beifahrersitz aus und traf - armer Hase. 
Diese Unkompliziert hier in Neuseeland ohne viele Genehmigungen in der Natur „Einkaufen“ zu gehen, egal ob es Fischen oder Jagen ist, mag ich eigentlich, doch seltsam und ungewohnt ist es trotzdem.
Ich war ja schon einmal in Kurow mit meinen Gastgeschwistern auf Hasenjagd gewesen und hier haben schon die Kinder gelernt, dass Fleisch nicht nur aus der Tiefkühltheke kommt, sondern vorher mal ein Lebewesen war, das man verantwortungsvoll töten und ausnehmen muss.
Wir fuhren dann langsam den Weg entlang und jeder schaute, ob er noch ein weiteres Langohr irgendwo in der Nähe entdeckte. Auf dem Hinweg hatten wir irgendwie mehr gesehen, wahrscheinlich ahnten sie, dass wir nun auf Jagd waren. :o)
Als wir auf meiner Seite dann doch noch einen besonders großen Hasen entdeckten, wurde wie selbstverständlich mir das Gewehr in die Hand gedrückt. Was war nun? Ich hatte lediglich einmal als Kind so ein Ding in der Hand und versuchte mich damals mit meinem Bruder und Opa an irgendwelchen Zielscheiben. Doch ein Tier würde und wollte ich nie schießen! Die beiden Jungs redeten mir gut zu und erklärten genau wie es geht. Ich dachte nicht im geringsten daran das ich auf diese Distanz treffen würde - doch ich traf. :O( Es war furchtbar! und tat mir sofort leid, ich entschuldigte mich noch tausend mal bei dem toten Hasen :(( Und es wurde noch schlimmer, denn einfach verdrängen gib es hier nicht. Wer schießt muss auch Verantwortung übernehmen, das sind die Regeln. Also musste ich los und den armen Hasen zum Auto bringe :O(...das Ausnehmen und Fell abziehen haben dann aber doch die Jungs übernommen... Ich hoffe Greg haben seine Hasensteaks geschmeckt. Mir tut es noch heute leid wenn ich daran denke.
Auch der 2. Tag fing sehr früh morgens an.
Dieses Mal war es nicht ganz so einfach die Schafe zusammenzutreiben, da das Gelände sehr steil, weitläufig und unwegsam war. Für solche Fälle besaß der Schäfer einen eigenen Helikopter, der nun zum Einsatz kam. Es war interessant zu zuschauen wie die riesige Herden so eingetrieben wurden und schon bald konnten wir wieder mit unserer Arbeit beginnen. Hoffentlich würde der 2 und letzte Tag schnell vergehen.
Ein Lämmchen konnte sich übrigens vor uns retten – es sprang einfach über den Zaun,wir alle rannten los und versuchten es ein zu fangen. Ich war die Letzte, die noch rannte, war schon ganz nah dran und hätte es fast gehabt, doch durch zu viel Körpereinsatz und Ehrgeiz übersah ich ein großes Schlammloch und ging dann mitsamt Klamotten baden.;o) Die Zuschauer hatten natürlichen Spaß und das Gelächter war groß.
Ich gönnte dem Kleinem seinen Sieg und freute mich insgeheim das wenigstens eines sein süßes Schwanzwippen behalten durfte.
Denn auch wenn der Schäfer sagt, dass das Kupieren notwendig sei, weil sie sich sonst zu vollkacken, so haben wir doch ein paar Zweifel - hat die Natur das wirklich so schlecht vorgesehen oder gibt es da vielleicht noch irgendeinen anderen Grund? Richtig werden wir es wohl nicht erfahren, dazu war unser Einblick ins Schäferleben zu knapp. Nach insgesamt zirka 1200 Lämmern in 2 Tagen war unsere Arbeit beendet, Rena durfte noch im Helikopter mit zurückfliegen und genoss noch einmal die Gegend von oben, bevor wir uns wieder auf nach Kurow machten, wo vor allem Queck uns sehr freudig begrüßte. ;o)

Es ist schon ein komisches Gefühl, mittlerweile zeigte der Kalender Dezember an, bald sollte Weihnachten sein, aber es fühlt sich nicht so an. Denn es ist warm, ständig scheint die Sonne, man isst Eis, bekommt Sonnenbrand, geht baden und morgens wie abends rennt man in kurzen Hosen rum. Als dann die Familie begann das Wohnzimmer weihnachtlich zu schmücken freuten wir uns aber sehr - wer hat schon Gelegenheit richtige Kiwiweihnachten zu erleben? Der Weihnachtsbaum wurde mit bunten Kugeln, Figuren und sehr farbenfrohen, furchtbar blinkenden Lichtern geschmückt.
Nicht grade Erzgebirgisch traditionell, sondern eher der typische Amerika Style und aus dem Kamin schauten rote Hosen und Stiefel heraus - war Santa Claus, wie der Weihnachtsmann hier genannt wird, etwa steckengeblieben? ;O) Trotz hochsommerlicher Temperaturen ließen wir uns ein wenig anstecken von der Weihnachtsstimmung und was gehört zu Weihnachten dazu?
Natürlich Plätzchen backen! ;O) Und so buken wir, sehr spärlich bekleidet, aber immerhin mit Weihnachtsmannmütze jede Menge Vanillekipfel und Schwarzweißgebäck. Solche kleinen Plätzchen waren hier in dieser Familie bisher unbekannt, fanden aber schnell reißenden Absatz und uns ließen sie ganz doll an zuhause denken.
Ganz viel Schnee, Kälte und noch mehr Schnee waren für uns allerdings wirklich unvorstellbar, als wir von Tony und Amanda eingeladen wurden mit an den See zu kommen, wo sie und einige ihrer Freunde campen wollten. Es war ein Stausee mit doch recht starker Strömung und arg kaltem Wasser, echt alle hatten einen Neoprenanzug, selbst die Kinder und auch Rena, da sie ihren aus Deutschland mitbrachte - doch die Ricky nicht...Brrrrr! Echt kalt, dafür aber Kristallklar. Doch bei über 30 Grad im Schatten sah ich das als eine willkommene Abkühlung. Noch nicht einmal schwimmen brauchte man – sich einfach treiben lassen und ein Stück Fluss abwärts wieder an Land klettern - echt jede Menge Spaß!
Da Tony und seine ganze Familie ja recht sportbegeistert sind und dass vor allem im Motorsport, durften für ihn natürlich auch keine schnellen Wassersportgeräte fehlen und so hatten wir das Glück einmal Wasserski auszuprobieren. Roger, ein Freund der Familie lud uns ein es einfach mal zu versuchen. Er war ein guter Lehrer und schnell hatte ich den Dreh raus.
Hab mir alle Mühe gegeben um nicht im bibber kaltem Wasser zu landen, da ich ja nur leicht bekleidet im Bikini auf den Skiern stand. Nachdem ich eine Weile neben dem Boot an einer Stange gezogen wurde um es zu lernen, sollte ich es mal am Seil 20 m hinter dem Boot probieren. Popo vor, Schultern zurück, Kopf hoch und wolla….es ging!:O) Ich stand tatsächlich auf zwei wackligen Skiern auf dem Wasser und wurde hinter einem schnellen Boot hergezogen. Ich war begeistert und Roger auch, denn ich war ja wirklich ein blutiger Anfänger! Ein absoluter Spaß den ich gerne jederzeit wiederholen würde ;oD

Die Zeit verging wie im Fluge schnell und schon stand der 24. Dezember vor der Tür, aber hier in Neuseeland gibt es erst am 25.Dezember Geschenke, denn Santa Claus kommt Nachts durch den Kamin ins Haus und legt seine Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Zur Belohnung gibt es für ihn Milch und Cookies in jedem Haus. Am frühen Morgen versammelten sich die ganze Familie und wir beide, noch im Schlafanzug vor dem Weihnachtsbaum.
Und dann wurden die vielen Geschenke auspacken. Die Augen der Kinder strahlten und auch für Mutti und Vati gab es tolle Sachen. Ja, sogar an uns hatte der Weihnachtsmann hier in Neuseeland gedacht. Wir beide bekamen jeder ein großes Buch mit wunderschönen Fotos von Neuseeland als Andenken an die tolle Zeit. Damit hätte ich nicht gerechnet, ich empfand es schon als ein Riesen Geschenk so einen Tag in der Familie miterleben zu dürfen. Als dann das Wohnzimmer vor lauter Geschenkpapier kaum noch zu sehen war, hatte auch Harry der Kakadu seine Freude ;O)
Dann gab es Frühstück, das erledigte Hugh der Jüngste, denn er hatte das geeignete Geschenk bekommen – eine „Pancakemakerflasche“. Nachdem er den Art Eierkuchenteig zusammen gemixt hatte, nutzte er die Flasche um tolle Figuren in die Pfanne zu malen und so bekam jeder einen besonderen Eierkuchen. Sterne, Traktoren, Herzen und auch eine Kuh landeten auf unseren Tellern und schmeckten wirklich lecker. Da Kühe bekanntlich kein Weihnachten feiern und trotzdem gemolken werden wollten, machten wir uns noch einmal ans Werk.
Die Zeit verging schnell und nach dem melken gab es ein richtiges Festtagesessen mit Bratenfleisch, Gemüse vielen anderen Leckereien und Süßspeisen ohne Ende ;O)
Dabei war Tonys ganze Familie, sein Vater, seine Brüder und deren Familien mit vielen Kinder. plus Amandas Schwestern mit Anhang. Also jede Menge Leute – ein wahres drunter und drüber, die richtig für Stimmung sorgten. Wir saßen mit einem Cocktail auf der Terrasse und fühlten uns wie bei einer Sommer- Gartenparty. :OD
Es war ein toller Tag der ewig in Erinnerung bleiben wird, doch um richtige Weihnachten feiern zu können fehlte noch was... Nicht nur der Schnee und die Kälte, sondern auch das heimische, die eigene Familie und die lieben Menschen die man ins Herz geschlossen hat sind ganz wichtig!
Ein traumhaftes Erlebnis, Weihnachten in einer Kiwifamilie feiern zu können und dennoch freue ich mich schon aufs nächste Weihnachten, dass ich hoffentlich bei meinen
Allerliebsten, mit vielen Plätzchen und Schnee Zuhause feiern kann. :O)
Wo wir das Jahr 2011 begrüßt haben und was wir da so alles erlebt haben , erfahrt ihr im nächsten Blog, bis dahin Kia anno und Tschüss .


1 Kommentar:

  1. Hey Ricky... :)

    klingt wieder echt schön, wie du das geschrieben und was du alles erlebt hast! Ich hoffe wirklich, dass du noch ein schlechtes Gewissen hast - Hasen-Mö... ;)
    Wir haben dich zu Weihnachten auch vermisst und an dich gedacht...aber nächstes Jahr bist du ja wieder da! :)
    Viel Spaß noch und bis baaaaaaalllllddd :)
    Liebe Grüße, Christian

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